Selbstständiges Lernen – Systematischer Aufbau der Lernkompetenz in Jahrgangsstufe 5

Selbstständiges Lernen – Systematischer Aufbau der Lernkompetenz in Jahrgangsstufe 5

Selbstständiges Lernen – Systematischer Aufbau der Lernkompetenz in Jahrgangsstufe 5

Seit langem ist bekannt, dass neben „Begabung“ und „Vorwissen und Vorbildung“ die Verfügung über effektive Lern- und Arbeitstechniken ein wesentlicher Erfolgsfaktor dafür ist, dass ein Kind die Aufgaben und Anforderungen von Schule gut bewältigt. Dies gilt besonders für das Lernen im gymnasialen Bildungsweg. Hierbei stellen die folgenden beiden Aspekte Besonderheiten gymnasialer Bildung dar:

1. Durch die Schulzeitverkürzung einerseits und durch den insgesamt umfassenderen Bildungsinhalt des Gymnasiums müssen die Schülerinnen und Schüler in einer relativ kurzen Zeitspanne sehr viele Informationen verarbeiten und eine große Mannigfaltigkeit an Wissen und Fertigkeiten möglichst nachhaltig erwerben. (quantitativer Aspekt).

2. Auf der anderen Seite bestehen die eigentlich gymnasialen Bildungsziele nicht im rein reproduktiven Erwerb von Faktenwissen. Vielmehr fordert gymnasiale Bildung die Fähigkeit zu Kreativität, logischem Denken, Problemlösen, Denken in Zusammenhängen und übergreifenden Gesichtspunkten, Kritik und Urteilsvermögen. also insgesamt höchst anspruchsvolle kreative und kognitive Kompetenzen. (qualitativer Aspekt)

Sehr gute Schülerinnen und Schüler zeichnen sich unter anderem dadurch aus, dass sie – teils bewusst, teils intuitiv – selbst Arbeits- und Lerntechniken für sich entwickeln, die ihnen die Bewältigung der genannten Lernherausforderungen ermöglichen. Bei leistungsschwächeren Schülerinnen und Schülern beobachtet man dagegen häufig nicht so sehr Verständnisschwierigkeiten im eigentlichen Sinne. Vielmehr liegt oft ein unausgebildetes oder ineffizientes Lernverhalten ursächlich zu Grunde.

Die explizite Vermittlung von Arbeits- und Lerntechniken (Stichwort „Lernen lernen“) tritt daher in der heutigen Sicht auf Unterricht gleichrangig neben die Vermittlung von Fachinhalten. Die oben genannten besonderen Anforderungen gymnasialen Lernens machen es dabei notwendig, dass Lerntechniken nicht einfach als „Handlungsrezepte“ eingeübt werden, die dann quasi mechanisch ablaufen. Vielmehr geht es darum, die Schülerinnen und Schüler zu befähigen, den eigenen Lernprozess bewusst und selbstkritisch zu betrachten, angemessene Ziele zu setzen und die dazu geeigneten Techniken auszuwählen und effektiv anzuwenden. Mit anderen Worten: Es geht darum, bei den Schülerinnen und Schülern systematisch die Fähigkeit zu selbstständigen Lernen zu entwickeln.

Dieses Ziel wird natürlich bereits seit längerer Zeit in der Unterrichtspraxis verfolgt und zwar einerseits über entsprechende Lernphasen im Fachunterricht, andererseits durch fachübergreifende Konzepte wie Methoden- oder Mediencurricula. Systematischer Kompetenzaufbau hin zu höherer Selbstständigkeit von Schülerinnen und Schülern beim Lernen stellt aber eine anspruchsvolle und vielschichtige pädagogische Herausforderung dar, die in der praktischen Umsetzung der ständigen Weiterentwicklung und Anpassung an veränderte Bedingungen bedarf.

Um die systematische Unterrichtsentwicklung an unserer Schule in dieser Hinsicht weiter voran zu treiben, hat die Lehrerkonferenz im zurück liegenden Schuljahr für den Jahrgang 5 folgenden Beschluss gefasst:

Im Schuljahr 2018/19 werden in der Jahrgangsstufe 5 unterschiedliche Unterrichtssettings zur Förderung der Selbstständigkeit von Schülerinnen und Schülern mit dem Ziel erprobt, besonders produktive Settings im Rahmen einer Ganztageskonferenz im April 2019 zu identifizieren und diese ab dem Schuljahr 2019/20 verbindlich in den Jahrgangscurricula dieser Jahrgangsstufe zu verankern. Im Rahmen dieser Erprobung führt jede Lehrerin und jeder Lehrer der Jahrgangsstufe 5 im jeweiligen Fach oder im Verbund mit anderen Fächern ein Unterrichtssetting mit dem Fokus „Förderung der Selbstständigkeit“ durch. Das Unterrichtssetting zielt auf eine ausgewiesene Progression der Selbstständigkeit von Schülerinnen und Schülern ab und fördert insbesondere die Fähigkeiten zur Kooperation, Zeitplanung und Recherche. Die Rolle der Lehrkraft ist dabei dadurch gekennzeichnet, dass sie die individuelle Fähigkeit einer Schülerin oder eines Schülers zum selbstständigen Arbeiten diagnostiziert und sie/ihn dabei berät und unterstützt, die eigene Arbeitsweise zu reflektieren und zunehmend selbstständiger zu werden.

Die ersten Unterrichtssettings dieser Art haben bereits stattgefunden. Der gesamte Prozess wird durch mehrere schulinterne Fortbildungen für beteiligte Lehrkräfte begleitet, wodurch eine systematische Auswertung der Erfahrungen und die Steuerung der weiteren Entwicklungen unterstützt werden. Die Eltern und Schüler der 5. Klassen erhalten noch im November eine Übersicht der in ihrer Klasse stattfindenden beziehungsweise geplanten Unterrichtssettings.

Sofern Schülerinnen und Schüler oder Eltern im 5. Jahrgang ihre Erfahrungen mit diesen Settings an mich rückmelden möchten oder Anregungen haben, so freue ich mich auf eine entsprechende Mail über uwe.merz@nullmdg-hamburg.de.

Stefanie Naujoks, Abteilungsleitung der Jahrgänge 5 und 6