Für die Schulung der Urteilsfähigkeit ist es aber auch sinnvoll, die Stärken und die Reichweite unserer Sinne auszuloten. Dazu haben wir eine Doppelstunde zu Düften aus dem Kräutergarten der Schule durchgeführt, die Herr Krohn als Biologe und ehemaliger Leiter der Garten AG sehr liebevoll für den Kurs vorbereitet hat.

Die Jugendlichen des Kurses durften – mit Plänen und kleinen Papiertütchen ausgestattet – den Kräutergarten besuchen. Sie hatten die Aufgabe, je ein duftendes oder stinkendes Blatt in den Papiertütchen zu sammeln. Herr Krohn hatte farbige Stöcke an die interessanten Stellen gesteckt, was die Suche erleichterte. Die jugendlichen Philosophen waren voll bei der Sache: Überraschung beim Duft der Ananassalbei, Ekel beim Riechen des Essigbaums, Gespräche über unterschiedliche Wahrnehmung oder Beurteilung von Düften.

 

Zurück in der Klasse ordneten die Gruppen die Blätter nach verschiedenen Kriterien:

  • frisch bis muffig
  • füß bis würzig
  • angenehm bis unangenehm

Es entwickelten sich Gespräche zu folgenden Fragen:

  • Warum finden manche Menschen Lavendel angenehm duftend, andere zu intensiv?
  • Warum ist es so schwierig, einen Duft zu beschreiben?
  • Woher weiß ich überhaupt, dass mein Mitschüler das Gleiche wahrnimmt wie ich?
  • Warum haben wir unterschiedliche Vorlieben und Abneigungen?

Damit waren wir bereits mitten in der philosophischen Diskussion – angeregt durch lebendige Erfahrung mit allen Sinnen.