DIGITALHOCH2 am MDG

DIGITALHOCH2 am MDG

Eine Fahrkarte kaufen, einen Tisch reservieren oder einen Termin buchen – oft ist dies nur noch auf digitalem Wege möglich. Selbst Öffnungszeiten, Telefonnummern oder Adressen sind meist nur über das Internet in Erfahrung zu bringen. Für viele von uns ist das normal – für ältere Menschen kann die Digitalisierung unseres Alltags aber eine große Herausforderung bedeuten, wenn nicht sogar eine Hürde, die Teilhabe verhindert.

Damit Seniorinnen und Senioren ab 63 Jahren, die in der Umgebung des MDG wohnen, ein wenig Unterstützung erfahren, haben wir an unserer Schule das Projekt „DIGITALHOCH2“ für unsere neunten Klassen ins Leben gerufen. Ziel ist es, dass unsere Schülerinnen und Schüler regelmäßig interessierte Seniorinnen und Senioren treffen und versuchen, alle Fragen rund um digitale Geräte beim gemeinsamen Ausprobieren zu klären. Dazu kooperieren wir mit der Stiftung „Generationen-Zusammenhalt“.

Im vergangenen Schuljahr wurde das Projekt von der Stiftung vorgestellt und die Schülerinnen und Schüler konnten sich für eine Teilnahme anstelle des Sozialpraktikums oder darüber hinaus entscheiden. Insgesamt haben sich über 30 Neuntklässler gemeldet. Zu Beginn des Schuljahres fanden die Schulungen durch unseren Projektpartner statt. Dabei ging es vor allem um Empathie-Training und einige Tipps. So konnten die Schülerinnen und Schüler zum Beispiel durch das Anlegen entsprechender Handschuhe physisch nachempfinden, dass es im Alter ganz schön schwierig sein kann, mit dem Finger genau auf eine Stelle des Smartphones zu tippen. Und ein wichtiger Grundsatz ist zum Beispiel, dass die Seniorinnen und Senioren das digitale Gerät immer selbst bedienen sollten – auch wenn der Impuls, beim Erklären das Gerät in die Hand zu nehmen und schnell etwas einzutippen, groß sein kann.

Die Stiftung „Generationen-Zusammenhalt“ wirbt für das Projekt, nimmt Anmeldungen für die Sprechstunden entgegen und leitet diese an uns weiter. Die Lehrerinnen Frau Wacke und Frau Klamt kümmern sich um die Organisation seitens der Schule.

Zu den ersten Terminen in unserem „Glaskasten“ kamen zunächst nur wenige ältere Menschen, doch es wurden mit der Zeit immer mehr. Folgendermaßen läuft eine Sprechstunde ab: Vor Beginn werden in der Schule Wegweiser aufgestellt, Tische geradegerückt und Teilnehmendenlisten ausgelegt. Eine „Managerin“ oder ein „Manager“ empfängt die Gäste freundlich und achtet darauf, dass alles gut läuft. Schnell finden sich die Paare aus Jung und Alt, manchmal sind es auch Dreier- oder Vierergruppen. Oft kennt man sich inzwischen sogar schon. Die Atmosphäre ist entspannt und dennoch konzentriert. Zu hören ist trotz der vielen Menschen im Raum vor allem Gemurmel, gespickt von Satzfetzen wie „Versuchen Sie es doch einmal damit“ oder „Jetzt ist mir das klar“. Die gute Stunde vergeht wie im Fluge und viele Seniorinnen und Senioren wollen wiederkommen.

Nach ihren Eindrücken und Erfahrungen gefragt, äußern unsere Gäste viel Positives. So lobt eine Seniorin vor allem die Geduld „ihres“ Schülers, eine andere sagt, sie fühle sich gut aufgehoben. „Es ist wohltuend, nicht von oben herab behandelt zu werden, weil man etwas nicht kann.“ Es gibt aber auch Zweifel, ob das Gelernte wirklich im Gedächtnis bleiben wird. Bewundernswert ist vor allem, wie souverän, wertschätzend und zuverlässig unsere Neuntklässler in den Sprechstunden auftreten. Neben all dem Digitalen lernen sich hier eben auch Menschen kennen, die sich sonst sicherlich nicht begegnet wären.

Im nächsten Schuljahr soll das Projekt für die kommenden neunten Klassen in Zusammenarbeit mit der Stiftung „Generationen-Zusammenhalt“ weitergeführt werden.

Weitere Informationen und Termine sind hier zu finden: DIGITALHOCH2 – Stiftung Generationen-Zusammenhalt (stiftung-generationenzusammenhalt.org)

Sabine Klamt und Christiane Wacke